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Wissenschaftliches Tauchen.de  
Was ist wissenschaftliches Tauchen?
Scientific diving is defined (29 CFR 1910.402) as diving performed solely as a necessary part of a scientific, research, or educational activity by employees whose sole purpose for diving is to perform scientific research tasks.
 

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Istrien 2004




Wissenschaftliches Tauchen an der Bergakademie Freiberg Tauchexkursion 2004



Es ist der 29.August 2004. Studenten der TU-Bergakademie Freiberg sind unterwegs zu ihrer zweiten Tauchexkursion, sie fahren Richtung Adria. Das Arbeitsgebiet um Sveta Marina an der Halbinsel Istrien in Kroatien ist die Endstation der mit Tauchausrüstung und wissenschaftlichen Geräten beladenen Autos. Ziel der Exkursion ist das wissenschaftliche und interdisziplinäre Arbeiten unter Wasser an konkreten Fragestellungen.

Ein Jahr Zeit hatten Studenten und Betreuer, um sich auf diese Exkursion vorzubereiten. Dazu gehört eine Ausbildung zum wissenschaftlichen Tauchen. Im Schwimmbad wird der Umgang mit den Geräten geübt und zugleich erfolgt ein Konditionstraining, damit die Taucher fit sind für das Arbeiten unter Wasser. An Land gehören Seminare dazu, in denen die Teilnehmer ihre Arbeitsfelder vorstellen. Desweiteren müssen die wissenschaftliche Geräte unterwassertauglich gemacht oder eigens für diesen Zweck neu entworfen werden. An verschiedenen Wochenenden werden diese dann in Tauchcamps (Senftenberger See u.a.) getestet und nachgebessert.

In diesem Jahr wurden von vier Gruppen in den zwei Wochen verschiedene Themenstellungen bearbeitet. Eine fünfte Gruppe war für die Visualisierung verantwortlich. U.a. wurde nebenbei die Umgebung und die einzelnen Arbeitsfelder vermessen. Mittels Bojen, Leinen und GPS wurde das Gebiet abgetaucht. Die gesammelten Daten konnten auf einen Computer überspielt und dann in digitalisierte Karten eingetragen werden. Das Ergebnis ist eine recht genaue Karte für über und unter Wasser, die die bis dato vorhandene Skizze des Tauchgebietes bei weitem übertrifft.

Eine weitere Gruppe kartierte die Flora und Fauna des Gebietes. Leinen mit Bleigewichten markierten die Aufnahmegebiete in denen mit Unterwassertafel, Bleistift und Kamera die darin vorkommenden Arten notiert und fotografiert wurden. An Land standen dann Bestimmungsbücher und die Ergebnisse des Vorjahres für eine Auswertung zur Verfügung. Eine Tabelle mit den Einträgen aus jedem Tauchgang kann Rückschlüsse geben, welche Arten auf verschiedenen Flächen vorkommen. Im Umkehrschluss gibt sie Auskunft, welche Bedingungen gerade an einer bestimmten Fläche normalerweise vorherrschen, wenn man eine bestimmte Ansammlung von Arten vorfindet.

Abwässer werden am Mittelmeer noch teils ungeklärt in das Meer eingeleitet. Dies zu untersuchen hat sich eine weitere Gruppe zur Aufgabe gemacht. An verschiedenen Stellen und in regelmäßigen Abständen (aller 5m Wassertiefe) wurden Wasserproben in die mitgeführten Behälter eingefüllt. An Land, im Feldlabor, haben die Studenten diese Proben auf ihre chemischen Inhaltsstoffe untersucht. Die Ergebnisse daraus waren teilweise überraschend. So gab es Proben von weit entfernten Gebieten mit stärkerer Belastung als manch eine Probe direkt in der Nähe der Abwassereinleitung. Dies erlaubt Rückschlüsse auf Strömung und Stillwasserbereiche, in denen sich gelöste Stoffe und Schwebeteilchen ansammeln können.

Sedimente und was sie über die Vergangenheit sagen können, standen im Interesse einer weiteren Gruppe. Ein Bohrgeräte, dass mit Bleigewichten in den Boden gerammt wird, wurde eigens für diesen Zweck gebaut. Die entnommenen Sedimente waren einige Dezimeter dick und konnten Schicht für Schicht im Feldlabor analysiert werden. Sedimente sind das Langzeitgedächtnis eines Gewässers und können Auskünfte über zurückliegende Einträge geben. Die Ergebnisse der chemischen Analysen zeigten außerdem, dass sich die Sedimente auch in tieferen Schichten nicht im thermodynamischen Gleichgewicht befinden. Der Grund dafür kann das langsame Abrutschen der Sedimente in tiefere Bereiche sein.

Ein weiterer Schwerpunkt war die professionelle und wissenschaftliche Dokumentation und Präsentation im Vorfeld, während und nach der Exkursion. Ausgestattet mit Fotoapparaten, Videokamera, Webcam und Lampen begleitete diese Gruppe die anderen bei ihrer Arbeit, machten Aufnahmen vom Gebiet und Nahaufnahmen von interessanten Tieren und Pflanzen. Über Wasser hielten sie Interviews mit den anderen Teilnehmern, dokumentierten deren Arbeitsmittel und hielten auch weitere Aspekte der Exkursion in Ton und Bild fest. Es sind gerade die Ergebnisse dieser Gruppe, die dann an der Universität, im Internet und an vielen Stellen in der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Weitere Geräte, zum Beispiel Messsonden, kamen zum Einsatz und ganz im interdisziplinären Sinne, wurden die Ergebnisse der einzelnen Gruppen schon während der Exkursion untereinander ausgetauscht. Auf Grundlage dessen konnten die Gruppen dann ihre eigenen Untersuchungen aufbauen oder Entdeckungen, die andere Teilnehmer machten, mit der eigenen Aufgabenstellung bearbeiten.

Zwei Tauchgänge am Tag bis maximal 40m, sowie ab und zu ein Nachttauchgang brauchen Zeit. Tauchgeräte und Arbeitsmittel müssen vor- und nachbereitet werden. Ein Tauchgang dauert nur ca. eine Stunde. Danach müssen jedoch die Ergebnisse notiert und, soweit schon möglich, ausgewertet werden. Vor- und Nachbesprechung (briefing) der Tauchgänge und Ergebnispräsentation und -austausch sind auch zeitintensiv, so dass so gut wie keine Freizeit übrig blieb, in der man das herrlich warme Mittelmeerwetter hätte genießen können. Das hatte sich wahrscheinlich der ein oder andere Teilnehmer etwas anders vorgestellt. Dennoch sind Studenten wie auch Betreuer mit guter Erinnerung von dieser Exkursion zurückgekehrt. Da schon der überwiegende Teil der Arbeit wie auch der Auswertung direkt vor Ort gemacht wurde, verblassen die Anstrengungen in der Vergangenheit, und zurück bleiben jede Menge Erfahrungen im wissenschaftlichen Arbeiten unter Wasser sowie im interdisziplinären Umgang mit andern Arbeitsgruppen. Eine willkommene Bereicherung außerhalb der Vorlesungssäle und Labore war es allemal.

Peter Görlitz



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